Behinderte / Euthanasie

Kri­mi­nal­po­li­zei, Jus­tiz und So­zi­al­be­hör­den folg­ten im Lau­fe der NS-Zeit im­mer stär­ker der Auf­fas­sung, es han­de­le sich bei behinderten Menschen um „Min­der­wer­ti­ge” und „Schäd­lin­ge am Volks­kör­per”, von de­nen die Ge­sell­schaft „ge­säu­bert” wer­den müs­se.

Porträt des Euthanasie-Opfers Otto S.
Porträt des Euthanasie-Opfers Otto S.

Auf Grundlage eines Gesetzes soll­ten seit dem Ju­li 1933 Be­hin­der­te, psy­chisch Kran­ke, so­zi­al Schwa­che und Süch­ti­ge zwangssterilisiert werden. Ein gro­ßer Teil der Me­di­zi­ner ar­bei­te­te ak­tiv an der „Au­far­tung des deut­schen Vol­kes” mit – auch in evan­ge­li­schen Häu­sern. So traf das „Erb­kran­ken­ge­setz” al­lein im Rhein­land meh­re­re zehn­tau­send Men­schen.

Die letz­te Kon­se­quenz stell­te der Mord an den psy­chisch Kran­ken und Be­hin­der­ten dar. Die im Som­mer 1939 be­gon­ne­ne Ak­ti­on zur „Ver­nich­tung un­wer­ten Le­bens” führte auch hier im Rhein­land dazu, dass Tau­sen­de von Kran­ken über die Zwi­schen­an­stal­ten An­der­nach und Galk­hau­sen (Langenfeld) in Tö­tungs­an­stal­ten über­führt wurden.

Der im Au­gust 1941 ab­ge­bro­che­nen, zen­tral ge­steu­er­ten Ver­nich­tungs­ak­ti­on folg­ten de­zen­tral or­ga­ni­sier­te Trans­por­te und Tö­tun­gen, an de­nen die re­gio­na­le Me­di­zi­nal­ver­wal­tung und die rhei­ni­schen Gau­lei­ter ho­hen An­teil hat­ten. Ab 1942 wur­den meh­re­re tau­send Psych­ia­trie­pa­ti­en­ten aus rhei­ni­schen An­stal­ten „ver­legt” und um­ge­bracht, weil man ih­re Bet­ten für ver­letz­te Sol­da­ten benötigte.

Für unsere Region sind hundertfache Morde in der Einrichtung der Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Süchteln und deren Nebenstelle in Waldniel-Hostert nachgewiesen. Auch der Transport von dort in Tötungsanstalten wie Hadamar/Hessen sind dokumentiert. Namen sind meistens nicht bekannt oder unterliegen dem Datenschutz. Zwangssterilisationen fanden im Allgemeinen Krankenhaus in Viersen statt. Das für Viersen zuständige Erbgesundheitsgericht befand sich in Mönchengladbach. Unterlagen lagern im dortigen Stadtarchiv.