Boisheim, früher „Buschheim“ umfasst die langgestreckten Siedlungsbereiche im südlichen Teil des linken Niederrhein nördlich des Flusses „Nette“ und die beiden ehemaligen Mühlenweiher. Auch die Henkenmühle und die Weuthenmühle gehören dazu. Die Weuthenmühle ist eine Wassermühle mit einem unterschlächtigen Wasserrad, die bis 1960 in Betrieb war. Das dörfliche Zentrum liegt um die katholische Pfarrkirche St. Peter. Das Wappen von Boisheim zeigt einen Schlüssel als Symbol für den heiligen Petrus. Es gab höchstwahrscheinlich keine jüdischen Einwohner.
Experten-Wissen:
In der kleinen Gemeinde Boisheim waren die Siedlungsgebiete nicht in Honschaften, sondern in „Fluren“ eingeteilt: Bonesand, Burg, Busch, Hecksgen, Kindt, Mauswinkel, Nette, Piepershütte, Pütterhofe, Schmalenend und Schündelnhöfe (1912).
In Boisheim war traditionell die Landwirtschaft vorherrschend. Daneben entwickelte sich im 19. Jahrhundert vor allem die Flachsverarbeitung und Leinenspinnerei. Es gab eine Flachsröste „Niederrhein“. Daneben gab es auch „moderne Boisheimer Industrie“; Ende der 20er Jahre: zwei kleinere Stuhlfabriken, eine Garnbleicherei, eine Zigarrenfabrik, eine Schuhfabrik, eine mechanische Näherei und eine Krautpresse.
Boisheim in der Nazizeit
Zu Beginn der NS-Zeit wurde Boisheim von dem Ehren-Bürgermeister Johann Kamps (1929-1935) geleitet, der 1935 nicht mehr ernannt wurde. Er war den Nazis ein Dorn im Auge, denn Kamps und seine Familie waren nicht bereit, sich „dem Wollen der Nationalsozialisten“ unterzuordnen. Es folgten die (Ehren-) Bürgermeister Adolf Prell (1935-1941) und Leo Heesen (1941- ?).
An der Volksschule waren vier Lehrerinnen und Lehrer tätig, darunter Maria Kürvers, die zwischenzeitlich inhaftiert wurde, und Karl Tomberg, der im Jugend-Vereinswesen aktiv war.
Wirtschaftliche Situation und zweiter Weltkrieg
In Boisheim war traditionell die Landwirtschaft vorherrschend. Daneben entwickelte sich im 19. Jahrhundert vor allem die Flachsverarbeitung und Leinenspinnerei. Es gab eine Flachsröste „Niederrhein“. Daneben gab es auch „moderne” Boisheimer Industrie. Ende der 1920er Jahre existierten zwei kleinere Stuhlfabriken, eine Garnbleicherei, eine Zigarrenfabrik, eine Schuhfabrik, eine mechanische Näherei und eine Krautpresse.
Nach dem wirtschaftlichen Rückgang in den 1920er Jahren verbesserte sich die wirtschaftliche Situation Ende der 1930er Jahre enorm. Die Arbeitslosigkeit ging zurück, unter anderem weil in Boisheim zehn „vorstädtische Kleinsiedlerstellen“ gebaut wurden. Der Ort war damit eine „Arbeiter-Wohnsitzgemeinde“. Dies bedeutet, dass viele Boisheimer in benachbarten Gemeinden arbeiteten und in Boisheim lebten.
Boisheimer und die NS-Organisationen
Wahlergebnisse der NSDAP bei Reichtagswahlen oder bei der Wahl von Stadtverordneten in Boisheim sind größtenteils nicht bekannt bzw. – noch – nicht ausgewertet. Bei der „Volksabstimmung“ über den Austritt aus dem Völkerbund (12.11.1933) stimmten 94,1 % dafür.
Eine Liste, die nach dem Zweiten Weltkrieg die Mitglieder der NSDAP nennt, umfasst 108 Namen, davon 15 Frauen. Darüber hinaus sind zahlreiche Namen durchgestrichen: jene sind schon vor Kriegsende verzogen oder verstorben.
Auch in den nationalsozialistischen Jugendgruppen waren Boisheimer/innen aktiv, wenn auch zu Beginn der Nazi-Herrschaft noch recht verhalten: Im März 1934 waren 26 von 127 Jungen (20%) Mitglied beim Jungvolk oder in der Hitlerjugend. Fener waren 38 von 133 Mädchen (29%) Mitglied beim Bund Deutscher Mädel.
Spätere Zahlen liegen leider nicht vor.
Der Zweite Weltkrieg in Boisheim
Im Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) mangelte es an Arbeitskräften, vor allem in der Landwirtschaft. Seit 1940 wurde in Boisheim von 70 Kriegsgefangenen berichtet, dazu viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. In der Volksschule wurden Soldaten der Wehrmacht und Schanzarbeiter einquartiert. Der Unterricht wurde in Privathäuser verlegt und in kleineren Gruppen durchgeführt.
Boisheim war schon seit 1940 ein Überfluggebiet der Air France. Ab Januar 1942 gab es Bombardierungen mit Spreng-, Brand- und Minenbomben, Ende Mai 1942 das erste Flächenbombardement. Da auch Felder getroffen wurden, verschlechterte das die Versorgungssituation sehr. Der letzte Luftangriff erfolgte am 28.02.1945. Die Anordnung der NSDAP-Kreisleitung vom gleichen Tag, das Gebiet zu räumen, wurde von den Boisheimern nicht mehr befolgt.
Die Amerikaner rückten mit ihrer Kampftruppe „Task Force Church“ der 9. U.S.-Armee in den Morgenstunden des 1. März 1945 in die Gemeinde Boisheim ein, womit die Nazi-Diktatur beendet wurde.
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