Katholiken
Die Frage, ob die katholische Kirche Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet habe, lässt sich nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten: Von Beispielen aktiven Widerstands bis hin zu gravierenden Fehlern und Versäumnissen ist alles dabei gewesen.
Kirche und Staat waren in Deutschland nicht strikt getrennt. Schnittstellen bestanden zum Beispiel in den katholischen Schulen und auch in der Militärseelsorge. Hinzu kam noch der „politische Arm“ der katholischen Kirche, die Zentrumspartei.
In seiner Regierungserklärung vom 23.3.1933 machte Hitler der Kirche eine Reihe von Zugeständnissen. Auch die Kirche hatte es daraufhin eilig, Vorbehalte der Katholiken dem Nationalsozialismus gegenüber aufzugeben. Längst nicht alle Katholiken waren mit diesem allzu raschen scheinbaren „Ausgleich“ mit der NS-Regierung einverstanden.
Die Erzdiözese Köln war – gemessen an der Zahl der Katholiken – mit Abstand die größte deutsche Diözese. An der Spitze des Bistums stand seit 1920 Erzbischof Karl Joseph Schulte. Angesichts des Nationalsozialismus blieb Schulte sehr − oftmals allzu sehr − zurückhaltend. Obwohl unerschütterlich in seinen Glaubensgrundsätzen, versuchte er die Auseinandersetzung auf das rein religiöse Gebiet zu beschränken, auch als längst unübersehbar geworden war, dass die Verfolgungspolitik der Nationalsozialisten weit mehr war als ein religiöser Konflikt.
Sein Nachfolger seit 1942, Josef Frings, war in mancher Hinsicht das Gegenteil seines Vorgängers. Er ist bis heute bekannt für seine Volksnähe und die große Beliebtheit. Um in der Auseinandersetzung zwischen Kirche und NS-Regime noch spürbaren Einfluss ausüben zu können, kam Frings aber zu spät. Insgesamt war die Aufrechterhaltung der kirchlichen Strukturen ihre klare Priorität. Deshalb gerieten oft jene Gruppen aus dem kirchlichen Blick, deren Verfolgung ungleich radikaler ausfiel, allen voran die Juden. Zu ihrer Rettung wären deutlich wirkungsvollere Protest- und Hilfsaktionen der katholischen Kirche notwendig gewesen.