Die jüdische Bevölkerung unterlag seit 1933 einem Trommelfeuer von Ausgrenzungsmaßnahmen: Jüdische Bürgerinnen und Bürger wurden zu Staatsangehörigen zweiter Klasse. Im Oktober 1941 begannen die Deportationen in Viersen.
Die antisemitische Wirtschaftspolitik veranlassten viele jüdische Geschäftsleute bereits kurz nach der Machtübernahme der Nazis dazu, ihren Besitz an „arische” Käufer abzugeben. Für alle sichtbar wurde dies in Viersen am Beispiel des Kaufhauses Katzenstein, welches zu „Josten“ wurde. Auch in den Schulen setzten die Nationalsozialisten die „Rassentrennung” durch.
Während der „Reichskristallnacht” am 9. und 10.11.1938 wurden systematisch jüdische Gotteshäuser, Geschäfte und Wohnungen zerstört. Allein im Nordteil der Rheinprovinz wurden über 100 Synagogen in Trümmer gelegt. Dem Novemberpogrom folgte die endgültige gesellschaftliche Isolierung. Ab Oktober 1941 brachten Sonderzüge die rheinischen Juden in die osteuropäischen Ghettos und Vernichtungslager.
Gegen die Diskriminierung der bis 1933 sozial anerkannt lebenden rheinischen Juden regte sich kaum Widerstand. Zwar stießen die gewalttätigen Aktionen der NS-Organisationen bei großen Teilen der Bevölkerung auf Missbilligung. Doch begegneten die „Volksgenossen” der „geregelten”, staatlich gelenkten Judenverfolgung gewöhnlich mit Passivität. Die Ausgrenzung fand zudem viele Profiteure, von den Geschäftsleuten, die sich an der „Arisierung” jüdischer Unternehmen beteiligten, bis zu den „kleinen Volksgenossen”, die sich den öffentlich versteigerten Besitz der deportierten Jüdinnen und Juden aneigneten.
Nur wenige leisteten Hilfe bei Fluchtversuchen ins westliche Ausland, die viele jüdische Familien vom rheinischen Grenzgebiet aus unternahmen. Selbst die Kirchen traten bis auf einzelne Pastoren oder Pfarrer nicht offen gegen die Judenverfolgung an. Christlich begründete Einsprüche betrafen eher die Zwangssterilisationen und die Krankenmorde.
Widerstand seitens der Jüdinnen und Juden, gar in konzertierter Weise wie im Warschauer Getto, fand in Viersen nicht statt. Deportationen aus Viersen erfolgten üblicherweise über den Schlachthof und Güterbahnhof in Düsseldorf-Derendorf.