Nach der NS-Diktatur wird der ehemalige Bürgermeister von Süchteln am 14. Juli 1945 von der Militärdiktatur seines Amtes enthoben und in den Ruhestand versetzt. Im Mai 1947 wird Steinbüchel im Entnazifizierungsverfahren in die unterste Kategorie V – Entlasteter – eingestuft. Entscheidend ist, dass Steinbüchel nicht als aktiver Nazi bekannt geworden sei, sondern ein „nominelles Parteimitglied“ gewesen sei. Die Entnazifizierungsbehörde verlangt unter anderem ein Verzeichnis der Veröffentlichungen. Im „Verzeichnis meiner Veröffentlichungen seit 1923 (nur unpolitische)“ schreibt Steinbüchel:
„Politische Reden habe ich keine gehalten.“
Rückblick
Steinbüchel wird am 20.12.1920 in das Amt als Bürgermeister in Süchteln eingeführt. Der Bau der Waldkampfbahn und der angrenzenden Jugendherberge 1927 geht ebenso auf seine Initiative zurück wie die Verwirklichung des ersten, 12 Kilometer langen Reitweges Deutschlands in den Süchtelner Höhen. 1932 wird er wiedergewählt.
Am 6. April 1933 findet der „Kommunale Auftakt auch in Süchteln“ statt, berichtet die Viersener Zeitung:
„Gestern fand auch in Süchteln, als der letzten Stadt des Dreistädte-Gebietes in der von Jos. Marcus festlich geschmückten Turnhalle die erste Sitzung des neuen Stadtverordneten-Kollegiums statt. Fahnen hingen am Bühnenvorhang, Hitlers Büste, von Bildhauer Schider (Süchteln) modelliert, stand im Grünschmuck, Hindenburgs und Bismarcks Bilder waren ebenfalls angebracht.“
Viersener Zeitung vom 7.4.1933
Bürgermeister Steinbüchel beschreibt seine Aufgabe unter den nunmehr geänderten politischen Verhältnissen in seiner Ansprache:
„(…) Meine Damen und Herren! Nach den Bestimmungen der Städteverordnung habe ich Ihre Einführung und Verpflichtung durch Handschlag an Eidestatt zu bewirken. Mit aufbauender Arbeit fördern wir am besten, wirkungsvoller als es die schönsten und klingendsten Worte können, die hochstrebenden Ziele unserer nationalen Regierung und ihres Führers, des Reichs- und Volkskanzlers Adolf Hitler (…).“
Süchteln scheint bei den Säuberungsmaßnahmen des Beamtentums eine Ausnahme zu sein: „Der am 6.4.1933 vom Stadtrat eingesetzte Untersuchungsausschuss veröffentlicht keine Ergebnisse. Entlassungen, Beurlaubungen oder Versetzungen scheinen nicht erfolgt zu sein“ (Nabrings, Der kurze Weg zur Macht, Viersen 1992, S. 87).
Uneindeutiges Verhältnis zum Nationalsozialismus
Am 20. August 1934 schwört Steinbüchel den Eid auf den Reichskanzler Adolf Hitler. Im April 1937 wird Steinbüchel angeschwärzt, er sei dem Katholizismus mehr verpflichtet als der Partei. Ein Kaplan, Religionslehrer an der „Deutschen Volksschule Hagen/Oedt“ berichtet: „Er habe mit dem Bürgermeister von Süchteln, Steinbüchel, an der Städtischen Sparkasse gestanden. Da wäre ein Junge an der Kirche vorbeigekommen, der das Kreuzzeichen machte. Der Bürgermeister habe daraufhin folgende Äußerung getan. „Sehen Sie einmal den Jungen. Das ist ein tapferer Junge. Wenn alle so tapfer wären, dann könnte Deutschland bestehen.“ Eine Ordensschwester solle Steinbüchel statt mit „Heil Hitler“ mit „Grüß Gott Schwester“ angeredet haben. Steinbüchel kann die Vorwürfe widerlegen – und wird am 1. Mai 1937 wird Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NASDP).
Quellen:
Ewers, Markus: Die Süchtelner Bürgermeister, in Heimatbuch des Kreises Viersen 56 (2005), S. 13-31.
Kreisarchiv Viersen, Sü1827
LAV, R, NW 1008 KAT 5, Nr.516
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