Ärztin werden - beinahe hätte der aufkommende Antisemitismus in den frühen 1930er Jahren ihr diesen Lebebenstraum zerstört. Doch Hilde Bruch ging ihren Weg im Ausland weiter und wurde zu einer Koryphäe auf ihrem Gebiet.
Von der Kindheit zum Studium
Hilde Bruch wuchs als drittes Kind mit vier Brüdern und zwei Schwestern auf. Ihre Eltern, Hirsch Bruch (* 1865 in Brüggen, † 1920 in Dülken) und Adele geborene Rath (* 1876 Kempen, † 1943 in New York), besaßen ein prosperierendes Viehhandelsgeschäft in Dülken, Süchtelnerstraße 22.
1923 legte Hilde Bruch in Mönchengladbach an der „Staatlichen Studienanstalt der Mädchen“ ihr Abitur ab. Sie hatte den Wunsch, Mathematikerin zu werden. Ihr Onkel David Rath, Arzt in Düsseldorf, überzeugte sie jedoch, dass die Medizin bessere Karrieremöglichkeiten für eine jüdische Frau bot. Sie studierte in Würzburg, München, Köln, an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau, wo sie 1929 mit dem Doktor in Medizin abschloss, Kiel (Physiologie), ab 1930 Leipzig (Pädiatrie). Aufgrund des aufkommenden Antisemitismus in der Universität gab sie ihre akademische Laufbahn auf und wechselte von Oktober 1932 bis Juni 1933 in eine Privatpraxis in Ratingen.
Von der Flucht zur amerikanischen Staatsbürgerin
Im Sommer 1933 floh sie gegen den Rat der Familie unter dem Vorwand, einen dortigen Kongress zu besuchen, nach England. Nach einem Jahresaufenthalt in London emigrierte sie im September 1934 in die Vereinigten Staaten und ließ sich in New York City nieder, wo sie im Babies’ Hospital arbeitete. 1935 erhielt sie ihren Kinderarztschein und wurde 1940 amerikanische Staatsbürgerin. 1937 begann sie, Adipositas bei Kindern zu erforschen, nachdem sie ein Stipendium der Josiah Macy, Jr. Foundation erhalten hatte. Dies markierte den Beginn ihrer beruflichen Beschäftigung mit Essstörungen.
Karriere als Ärztin und Professorin
Von 1941 bis 1943 studierte Bruch Psychiatrie an der Johns Hopkins University, einer privaten Forschungsuniversität in Baltimore, Maryland. Sie absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung und studierte bei einer Reihe namhafter Psychiater, darunter Frieda Fromm-Reichmann, Harry Stack Sullivan, Theodore Lidz und Lawrence S. Kubie. 1943 kehrte Bruch nach New York zurück, eröffnete eine private psychoanalytische Praxis und lehrte an der Columbia University, wo sie dem College of Physicians and Surgeons angehörte. 1954 wurde sie zur Clinical Associate Professor in und 1959 zur Professorin ernannt.
1964 nahm Bruch eine Stelle als Professor für Psychiatrie am Baylor College of Medicine, Houston an. Sie lebte den Rest ihres Lebens in Houston.
Hilde Bruch galt als brillante und kreative Psychotherapeutin. In ihrem Buch “Grundzüge der Psychotherapie” lieferte sie eine genaue und fundierte Beschreibung des intensiven interpersonalen psychotherapeutischen Prozesses, wie er erstmals von Alfred Adler praktiziert und dann von ihren Lehrern Sullivan und Fromm-Reichmann und ihr selbst in der Praxis weiterentwickelt wurde.
Auszeichnungen
President’s Citation for Meritorious Contributions to the Clinical Services, Baylor College of Medicine (1978)
William A. Schonfeld Award for Contribution to Psychiatry, American Society for Adolescent Psychiatry (1978)
Goldenes Doktorat, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwig-Universität Freiburg (1978)
Mount Airy Gold Medal Award for Distinction and Excellence in Psychiatry (1979)
Nolan D.C. Lewis Award for Contributions to Psychiatry (1980)
American Psychiatric Association Founders Award (1981)
Agnes Purcel McGavin Award, American Psychiatric Association (1981)
Joseph B. Goldberger Award in Clinical Nutrition, American Medical Association (1981).
Die Gemeinde Dülken erinnert heutzutage zudem mit der “Hilde-Bruch-Straße” an diese herausragende Persönlichkeit.
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