Familie Lifges

Mitten in Süchteln lebte und arbeitete eine jüdische Familie - bis die Nazis sie in den Tod schickten.

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Eine Süchtelner Familie

Die Familie Lifges war ein wichtiger Teil der jüdischen Gemeinschaft in Süchteln. Sie hatte ein Geschäft für Stoffe und Textilien, und sie betrieb auch ein Fotoatelier. Nathan Lifges, der die Familie führte, leitete das Geschäft bis zu seinem Tod im Jahr 1902. Danach übernahm sein Sohn Jakob das Geschäft. Die Familie war sehr gut in das Dorf integriert und half oft anderen. Zum Beispiel spendete im Jahr 1916 Jakob Lifges 500 Reichsmark, um den Menschen zu helfen, die durch den ersten Weltkrieg in Not gerieten.

Entzug der Reisepässe, Kennzeichnung mit "J" für Jude und Namensergänzung durch "Israel" oder "Sara".

Das Schicksal der Familie

Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, änderte sich das Leben für die jüdischen Bürger in Süchteln dramatisch. Viele von ihnen wurden schlecht behandelt, bedroht und verfolgt: so wurden sie in der Reichspogromnacht am 09. November 1938  aus ihren Häusern getrieben. Ihr Besitz wurde auf die Straße geworfen.

Auch das Geschäft der Familie Lifges wurde beschädigt. Aber schon vor der Reichspogromnacht standen Männer der SA vor der Tür und bedrohten Kunden. Auf dem Weberbrunnen vor dem Geschäft saßen Hitlerjungen und machten sich einen Spaß daraus, die Familie zu beschimpfen. Alles nur, weil sie jüdischen Glaubens waren.

An der Kirche gegenüber wurden an den vielen, neu hinzugekommenen Feiertagen wie „Führers Geburtstag“ (20. April) die Hakenkreuzflaggen gehisst. Die Familie Lifges hatte das Symbol des Terrors also stets vor Augen.

Gegen Ende der 1930er Jahre wurden die Reisepässe der Familie (links zu sehen) mit einem großen „J“ für Jude versehen. Außerdem mussten Männer zusätzlich den jüdischen Namen Israel bzw. Frauen den Namen Sara tragen. Die Ausreise war dadurch nicht mehr möglich.

Die Familie Lifges überstand diese schlimme Zeit dennoch bis 1942. Jakob Lifges, seine Frau Sofia und seine Schwester Sara wurden dann aber aus ihrem Haus heraus verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht.

Der Leidensweg der Süchtelner Familie hörte in Theresienstadt nicht auf. Von dort aus wurden sie in das Vernichtungslager Treblinka gebracht. Dort wurden Jakob, Sofia und Sara dann Ende 1942 ermordet. Auf dem Bild links unten ist ein Massengrab in Treblinka zu sehen. Das Foto entstand wenige Monate nach dem Tod der Familie Lifges.

Nach dem zweiten Weltkrieg

Nach dem Krieg übernahm ein Unternehmer namens Tendyck das Geschäft der Familie Lifges. Kurt Wollstein, der mit einer Tochter von Jakob Lifges verheiratet war, übernahm das Geschäft im Jahr 1952. Es blieb ein Textilgeschäft. Nach dem Tode von Kurt Wollstein lebte seine Witwe noch bis in die späten 1980er Jahre in diesem Haus.

In der Hochstraße 39, direkt vor dem ehemaligen Geschäft der Familie Lifges, gibt es heutzutage Stolpersteine, die an die ermordeten Mitglieder der Familie erinnern und uns daran denken lassen, was ihnen widerfahren ist.

Inserat des neuen Textilhaus Lifges
Inserat des neuen Textilhaus Lifges

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