NSDAP Kreisleitung Viersen/­Kempen

Ei­ne ähn­lich dif­fe­ren­zier­te ho­ri­zon­ta­le Äm­ter­struk­tur wie in den Gau­en bil­de­te sich auch in den nach­ge­ord­ne­ten Kreis­lei­tun­gen aus. Im Gau Düs­sel­dorf gab es am 1.1.1935 ins­ge­samt neun Krei­se mit 190 Kreis­amts- be­zie­hungs­wei­se 222 Haupt­stel­len- und Stel­len­lei­tern. Im Gau Es­sen ent­fie­len auf eben­falls neun Krei­se le­dig­lich 156 Kreis­amts- und 113 Haupt­stel­len- be­zie­hungs­wei­se Stel­len­lei­ter. Da­mit la­gen bei­de Gaue auf den letz­ten Plät­zen im ge­sam­ten Deut­schen Reich. In Ko­blenz-Trier gab es 22 Krei­se mit 402 Kreis­amts- be­zie­hungs­wei­se 645 Haupt­stel­len- und Stel­len­lei­tern. In Köln-Aa­chen schlie­ß­lich exis­tier­ten 17 Krei­se mit 344 Kreis­amts- be­zie­hungs­wei­se 328 Haupt­stel­len- und Stel­len­lei­tern. Der Gau lag da­mit im mitt­le­ren Drit­tel, wo­hin­ge­gen Ko­blenz-Trier zu ei­nem der auf Kreis­ebe­ne am bes­ten durch­or­ga­ni­sier­ten Gaue der NS­DAP zähl­te. Auf­fäl­lig ist al­so, dass die NS­DAP in den Stadt­gau­en Düs­sel­dorf und Es­sen ver­gleichs­wei­se schlecht, in den eher länd­li­chen Gau­en wie Köln-Aa­chen und Ko­blenz-Trier hin­ge­gen ver­gleichs­wei­se gut or­ga­ni­siert war.

Der Kreis Viersen-Kempen wurde im Januar 1933 errichtet. Auf Anordnung des Gauleiters Florian vom 7.3.1938 wurde der Kreis Viersen-Kempen aufgelöst und ging in die Kreise Gladbach-Rheydt und Krefeld-Kempen über. Mit Wirkung vom 28.8.1944 wurde der Kreis bzw. Kreisabschnitt Viersen-Kempen aus Teilen des Kreises Gladbach-Rheydt und des Kreises Kempen-Krefeld neu errichtet.

Heinrich Niem (*10.5.1906 in Bucholtwelmen/Kreis Dinslaken, +20.8.1944 gerichtlich festgesetztes Sterbedatum), Jurist, verheiratet, ursprünglich evangelisch, 1938 aus der Kirche ausgetreten. Parteimitglied seit 1.1.1931, ab Juni 1931 Ortsgruppenleiter in Uedem, ab November 1931 Kreispropagandaleiter im Kreis Kleve, 12.2.-12.9.1932 Gaukommissar/Gauamtsleiter Gau Düsseldorf, ab September 1932 Adjutant des Gauleiters von Essen und Gauinspekteur.

Niem war ab 13.1.1933 bis zum 7.3.1938 der für Viersen-Kempen zuständige Kreisleiter. Zu diesem Zeitpunkt zählte der Kreis 734 „Parteigenossen“. 1933 Stellv. Kreisleiter Kreis Gladbach-Rheydt. August 1934 Stellv. Kreisleiter Kreis Krefeld-Uerdingen. 11.4.1935 Beauftragter der NSDAP für die Ämter und Gemeinden des Kreises Viersen-Kempen. 27.8.1936 vom „Führer“ als Kreisleiter bestätigt. 7.3.1938 bis 20.8.1944 in gleicher Funktion im Kreis Gladbach-Rheydt. Gauredner. Oberbereichsleiter. Im Mai 1942 Einberufung zur Wehrmacht. 1952 für tot erklärt.

Kreisleiter vom 28.8.1944 bis Ende Februar 1945 war der Theologe Walter Kinkelin (*21.3.1910), der nach dem Krieg als Pädagoge seine braunen Gedanken weiterverbreitete.

Sitz in Viersen war seit Januar 1933 das Lokal von Toni Kreuels, Wilhelmstraße/Ecke Petersstraße, ab Mai 1933 im „Horst-Wessel-Haus“ an der Gladbacher Str.1/Ecke Heierstraße (vormals „Viersener Hof“), am 15.4.1933 von Kreuels eröffnet. Oberbürgermeister und vorübergehender NSDAP Ortsgruppenleiter Gebauer stellte am 14.6.1933 der Kreisleitung zwei Räume im Stadthaus II zur Verfügung. Am 8.7.1933 bereits Umzug ins „Grenzland-Haus“ (Haus Genenger) auf der Gladbacher Straße. Am 21.10.1933 erfolgte die endgültige Verlegung der Kreisleitung nach Kempen (1934 bis 1935 Kempen, Hülser Str.11. Vom 1.1.1936 bis 7.3.1938 Thomasstr.3). 28.8.1944 Viersen, Hauptstr.58. September 1944 Helenabrunn, Gaststätte Haus Dücker, Heimerstr.15/17. Im Januar 1938 umfasste der NSDAP Kreis insgesamt 28 Ortsgruppen, u.a. die der vier heutigen Ortsteile Viersens.