Geheime Staatspolizei (Gestapo)

Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war ein kriminalpolizeilicher Behördenapparat (abgegrenzt von der „Ordnungspolizei“), eine ausschließlich politische Polizei, berüchtigt für ihre brutale Folter- und Ermittlungsmethoden. Sie entwickelte sich aus den politischen Abteilungen der Polizei. In den  „Nürnberger Prozessen“ zu einer verbrecherischen Organisation erklärt. Die Führungsebene bestand fast ausschließlich aus Juristen, von denen etwa die Hälfte Mitglied der SS war. In den 50er Jahren rückten zahlreiche Gestapo-Mitarbeiter wieder in den Polizei- und Justizapparat ein.

Die Gestapo war eine flächendeckende Großorganisation (am Kriegsende 31.000 Mitarbeiter) zur  Bespitzelung der Bevölkerung und Ausschaltung von Regimegegnern, auch durch Exekutionen. Sie war bestens vernetzt mit den Polizeibehörden, der SS, der Reichsbahn, den Arbeits- und Finanzämtern. Viele Anstöße erhielt sie durch Denunziationen von Privatpersonen oder Spitzeln.

Die Gestapo war maßgeblich an Judendeportationen beteiligt

1935 kam es zur Einrichtung des „Judenreferats“ unter Viktor Humpert mit seinen Mitarbeitern Georg Pütz, Heinz Illig und Hermann Waldbillig, die ab Herbst 1941 die Deportationen aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf organisierten und gemeinsam mit anderen Polizeidienststellen sowie den Finanzbehörden durchführten. Diese Verschleppungen begannen mit Listen und Verfügungen, Einzug der Vermögenswerte, Versteigerungen von Wohnungen, Einrichtungen und persönlichen Gegenständen sowie mit der Sammlung von Menschen an den Tagen vor dem Deportationstermin in der Großschlachthalle am Schlacht- und Viehhof Düsseldorf, wo Juden aus den anderen Städten der Region eintrafen, gezählt und registriert sowie mittels Leibesvisitationen durchsucht wurden. Es kam mehrfach zu Misshandlungen und Diebstählen durch die Exekutivbeamten der Stapo, wie durch Zeugenaussagen von Überlebenden belegt. Vom Schlachthof an der Rather Straße aus wurde die Gruppe von jeweils rund 1.000 Personen am Montag früh via Münsterstraße, Yorckstraße bis zur Ecke Tußmannstraße/Augustastraße zur Verladerampe gebracht. Der Bericht des Schutzpolizeimajors Paul Salitter über eine Deportation mit dem Ziel Riga gibt über die Details Auskunft. Salitter, der mit seinen Männern für die Transportüberwachung zuständig war, leitete seinen ausführlichen Bericht an das Reichssicherheitshauptamt in Berlin (Referat von Adolf Eichmann) weiter.

Übersicht der Düsseldorfer Transporte

So wurden vom Bahnhof Düsseldorf-Derendorf aus ab Oktober 1941 bis 1945 insgesamt mehr als 6.000 Menschen aus dem Einzugsbereich (darunter über 2000 Düsseldorfer Bürger) in Ghettos oder Konzentrationslager deportiert .

  • am 27. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt (1.003 Menschen),
  • am 10. November 1941 in das Ghetto Minsk (992 Personen),
  • am 11. Dezember 1941 in das Ghetto Riga (1.007 Personen),
  • am 22. April 1942 in das Ghetto Izbica bei Lublin (1.051), von wo aus die meisten in das Vernichtungslager Sobibor gebracht und dort sofort ermordet wurden,
  • am 15. Juni 1942 in das Ghetto Izbica (1.003 Personen), von Koblenz/Köln mit Zwischenstopp in Düsseldorf,
  • am 21. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt (965 Personen) und am 25. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt (980 Personen), von Aachen kommend mit Zwischenstopp in Düsseldorf.
  • am 1. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz (1.500 Personen aus Stuttgart, Trier und Dortmund mit Zwischenstopp in Düsseldorf),

Die dann folgenden Transporte betrafen „Mischlinge“ oder Eheleute, die in einer „Mischehe“ lebten. Es waren kleinere Transporte, bei denen sogar Einzelpersonen in einer 1:1-Überwachung durch Stapobeamte begleitet wurden:

  • am 25. Juni 1943 in das Ghetto Theresienstadt (32 Personen),
  • am 10. September 1943 in das Ghetto Theresienstadt (9 Personen),
  • am 16. Dezember 1943 in das Ghetto Theresienstadt (1 Person),
  • am 13. Januar 1944 in das Ghetto Theresienstadt (14 Personen) über Aachen,
  • am 12. Juli 1944 in das Ghetto Theresienstadt (5 Personen),
  • am 17. September 1944 in das Ghetto Theresienstadt (unbekannte Anzahl von „Mischehepartnern“) über das Zwangsarbeitslager Lenne-Vorwohle, Halle und Berlin,
  • am 26. Januar 1945 in das Ghetto Theresienstadt (1 Person).

Sammelstelle für diese kleineren Transporte war ab 1943 auch das Gemeindezentrum an der Bilker Straße 25.

Kleinere Deportationen aus Düsseldorf hatte es bereits vorher gegeben, bei denen die Gestapo gemeinsam mit der Kripo eine führende Rolle gespielt hatte: am 28. Oktober 1938 nach Bentschen/Polen (361 Düsseldorfer Juden polnischer Abstammung, „Polenaktion“) vom Hauptbahnhof aus; am 16. November 1938 in das KZ Dachau (87 männliche Düsseldorfer Juden, „Novemberaktion“) über Hauptbahnhof sowie von rund 130 Düsseldorfer Sinti am 16. Mai 1940 über den Bahnhof Köln-Deutz-Messe in das Ghetto Siedlce im Generalgouvernement.

“Einsatzgruppen“ der Gestapo wurden in ganz Europa parallel zur Wehrmacht tätig und führten Massenmorde durch. Allen Maßnahmen war gemeinsam, dass sie ohne gerichtliche oder behördliche Überprüfung willkürlich durchgeführt wurden. Wichtigstes Instrument war die „Schutzhaft“. Diese wurde oft nach Verbüßung einer Freiheitsstrafe wegen der gleichen Vorwürfe verhängt und erfolgte durch Einweisung in ein KZ, ab 1940 auch in „Arbeitserziehungslager“ oder „Erziehungslager“ in größeren Betrieben.


“Schutzhaft”

Beide polizeilichen Instrumente  -Schutzhaft der Gestapo und Vorbeugehaft der Kripo-  liefen an den Gerichten vollständig vorbei. Auch die Kripo korrigierte im Nachhinein als zu milde empfundene Strafurteile und schickte entlassene Häftlinge ins KZ. Homosexuelle konnten dies mitunter abwenden durch „freiwillige Entmannung“. In der „Reichspogromnacht“ wurden zahlreiche Juden in Haft genommen, teilweise nach Misshandlung und  nach kurzer Zeit wieder entlassen.


Seit dem 1. Juli 1926 unterstand die Düsseldorfer Polizei nicht mehr dem Oberbürgermeister und der Kommune, sondern dem preußischen Innenministerium. Zu diesem neu begründeten staatlichen Polizeipräsidium zählten die Verwaltungspolizei, die Kriminalpolizei und die Schutzpolizei. Polizeipräsident war Hans Langels. Innerhalb der Verwaltungspolizei bestand in Düsseldorf die Abteilung IA, die als politische Preußische Geheimpolizei für den Staats- und Verfassungsschutz zuständig war und die politischen Extremisten und Republikfeinde nachrichtendienstlich überwachte und bekämpfte. Langels, der als überzeugter Demokrat (Zentrumspartei) galt, wurde im Frühjahr 1933 abgesetzt und in den vorläufigen Ruhestand versetzt. Zu seinem Nachfolger ernannte der preußische Innenminister Hermann Göring am 1. Mai 1933 den SS-Gruppenführer Fritz Weitzel. Aus der Abteilung IA wurde dann die Geheime Staatspolizei gebildet.

Die Dienststelle der Staatspolizeistelle Düsseldorf (Stapo Düsseldorf) wurde infolge einer Durchführungsverordnung des 1. und 2. Gestapogesetzes (26. April 1933 und 30. November 1933) vom 8. März 1934 und zwei folgenden Runderlassen in der Zeit zwischen Ende April und Anfang Mai 1933 eingerichtet. Ab dem 1. April 1934 waren die Staatspolizeistellen in Preußen jedoch endgültig aus den Polizeiverwaltungen und damit aus der inneren Verwaltung herausgelöst. Die Stapo Düsseldorf war infolgedessen dem Regierungspräsidium Düsseldorf zugeteilt, unterstand jedoch de facto nur noch dem preußischen Ministerpräsidenten Göring und dem Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin (Gestapa). Mit der Unabhängigkeit von den Bezirksregierungen waren die Staatspolizeistellen dementsprechend nur noch dem Gestapa rechenschaftspflichtig. Zwar konnten die Regierungspräsidenten oder Oberpräsidenten den Staatspolizeistellen Weisungen erteilen, diese durften jedoch nicht den Vorschriften des Gestapa Berlin widersprechen. Auch konnte die Arbeit der Stapo nicht mehr durch Verwaltungsgerichte als übergeordnete Ordnungsbehörde überwacht oder sanktioniert werden. Die Stapostelle Düsseldorf zählte zum Hauptamt Sicherheitspolizei (Zusammenfassung von Kripo und Gestapo) und nach 1939 als Staatspolizeileitstelle zum Amt IV (Heinrich Müller) des Reichssicherheitshauptamts (RSHA).

In Düsseldorf befand sich die zweitgrößte Staatspolizei-Leitstelle im Deutschen Reich (ab 1939 zentrale Stapostelle in der preußischen Rheinprovinz und im rheinisch-westfälischen Industriegebiet) mit 6 Außendienststellen mit 4 Kommandos, u.a. in Duisburg mit Hamborn, Essen, Krefeld (ab 1937) und Mönchengladbach. Außerdem gab es 3 Grenzpolizeiposten, u.a. in Kaldenkirchen mit Straelen-Herongen. Die höheren (überwiegend jungen) Beamten waren zumeist studierte Juristen oder kamen aus der Verwaltungslaufbahn im höheren Dienst. Der Personalbestand der Düsseldorfer Stapo war verhältnismäßig hoch. Im Jahre 1935 gab es 167 männliche Angestellte und Beamte im gesamten Einzugsbereich (zum Vergleich: 4.200 Mitarbeiter zählte die Stapo 1935 reichsweit), die Zahl steigerte sich über 291 (1937) auf 349 (1941). 1937 waren von 291 Mitarbeitern 126 in der Düsseldorfer Hauptstelle beschäftigt, in der Außendienststelle Essen 43, Wuppertal 43, Duisburg 28, Krefeld circa 20, Oberhausen 14 und Mönchengladbach elf. Die Grenzpolizeikommissariate Emmerich beschäftigte zehn, Kleve und Kaldenkirchen jeweils acht Mitarbeiter.