Die Ortsgruppe der NS-Frauenschaft (NSF) in Dülken stand im "Dienst der großen Sache [...], damit der Wille des Führers voll und ganz erfüllt und in die Tat umgesetzt wird." Doch was bedeutete das?
Die Anfangszeit der NSF in Dülken
Die Nationalsozialistische Frauenschaft Dülken wurde bereits wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, bereits im April 1933, gegründet. Zur Jahresfeier blickt die Zeitung “Volksparole” (ganz propagandagetreu) zurück:
“Die Gauinspekteurin [Tückmantel] hat die Dülkener Ortsgruppe gegründet. Es waren ihrer nur wenige, die damals dem Rufe des Führers gefolgt waren, doch heute steht die Dülkener Frauenschaft mit als größte Ortsgruppe des ganzen Gaues da.”
(aus der “Volksparole” vom 17. April 1934)
Die verhältnismäßig geringe Zahl an Mitgliedern im Gründungsjahr, die von der Zeitung angesprochen wird, passt zum Wahlverhalten der Dülkener zu Beginn der Nazizeit: So wählten bei der Reichstagswahl im März 1933 “nur” rund 23% der Dülkener*innen die NSDAP, während im gesamten Reich die NSDAP auf rund 44% kam. Offenbar änderte sich (auch zwangsweise) die Haltung der Dülkener gegenüber den NS-Organisationen im ersten Jahr der Herrschaft.
Im März 1934 wurden bei einer Mitgliederversammlung über 400 Mitglieder gezählt, eine andere Quelle nennt gar 600 Mitglieder. Nach Ansicht der Ortsgruppenleiterin 1934 (Frau Bach) sei die Ortsgruppe Dülken „die größte im Kreise“ (Volksparole 10.3.1934).
Als Leiterinnen in den Anfangsjahren konnten nach der Gründung durch Frau Tückmantel für 1933 eine Frau Neuhaus, 1934 jene Frau Bach und ab 1935 Wilhelmine Bongartz ausfindig gemacht werden. Einzig von Wilhelmine Bongartz ist im Landesarchiv NRW in Duisburg eine Entnazifizierungsakte zu finden, in der es heißt, sie sei „nicht überprüfungspflichtig, da in einflußloser Stellung“. Obwohl sie von April 1935 bis April 1938 die NS-Frauenschaft in Dülken leitete, schrieb der Entnazifizierungsausschuss im Kreis Kempen-Krefeld am 25.3.1947 an den Stadtdirektor in Dülken: „(…) bestehen gegen die Vorgenannte in politischer Hinsicht keine Bedenken. Ihr ist der §5 der Verordnung Nr. 24 zuzubilligen. Da sie zudem Hausfrau ist, bedarf es keiner weiteren Ueberprüfung. Es ist jedoch darauf zu achten, daß sie von allen öffentlichen Posten und Ehrenämtern ferngehalten wird (…)“. Letztgenannter Satz zeigt deutlich, dass sehr wohl Bedenken gegen Wilhelmine Bongartz bestanden.
Mutterschaft und Rassenkunde
Die Hauptaufgabe der Dülkener Frauenschaft lag (wie auch in Süchteln) in der Förderung von Frauen in ihrer vom Nationalsozialismus vorgesehenen Rolle als Mutter und Hausfrau. Daraus wurde kein Hehl gemacht: die von den Machthabern gleichgeschaltete Lokalzeitung “Volksparole” stellte regelmäßig die Leistungen der Dülkener Frauen für den Nationalsozialismus heraus.
So berichtet die Zeitung über die Aktivitäten der NSF Dülken im NS-Hilfswerk “Mutter und Kind”. Grundsätzlich sollte Müttern geholfen und der Lebensstandard der kinderreichen Familien gehoben werden. Die Betonung liegt auf kinderreich: neben Säuglingskursen, die unentgeltlich angeboten wurden, unterstützte die NSF bei Ehestandsdarlehen oder in Sprechstunden der “Mütterberatung”. Auch die Versorgung von finanziell schlechter gestellten Familien mit Lebensmitteln wurde organisiert. Zur Erholung wurden Kurfahrten ermöglicht.
“Die nationalsozialistischen Gedanken; Rassenkunde und rassisch gebundene Geschichte sollen gefplegt, für Mütterdienst und Mütterschulung gesorgt werden.” (“Volksparole” vom 26. März 1934)
Angebote wie diese wurden stets in den Kontrast zu vergangenen Krisenzeiten gestellt, um den Eindruck zu erwecken, dass erst seit der Machtübernahme Hitlers sich der Lebensstandard verbesserte. So heißt es in der “Volksparole” beispielsweise, dass bei einer Rede der NS-Frauenschafts-Führerin “die Nachkriegszeit, die Sorgen und die Armut der Inflationszeit und das Elend der letzten Jahre bis zu Hitlers Machtergreifung […] noch einmal an den Augen der Anwesenden vorrüber [zog].”
Neben der Zurschaustellung, dass für Kinder und Mütter gesorgt werde (die Speisung von Kindern in Schulen wie bspw. das große Eintopfessen in der Dülkener Ostschule im März 1934 seien erwähnt) sorgte die NSF Dülken auch dafür, dass Frauen das Kinderkriegen für den Führer schmackhaft gemacht wurde. An geselligen Filmabenden wurde die Auswahl so getroffen, dass das Mutterglück als höchstes Gut unterschwellig in Unterhaltungsmedien transportiert wurde. Die Vorab-Ansprache der NS-Frauenschafts-Führerin tat ihr übriges.
(“Volksparole” vom 6. April 1934)
Winterhilfswerk: Vorbereitung auf die "Heimatfront"
Die Frauen der NSF Dülken waren im Winterhilfswerk aktiv. Die Arbeit wurde in Stoffmetern und genähten Stückzahlen gemessen. Im Frühjahr 1934 stellte man zum Beispiel fest, dass „2394,8 Meter Stoff“ verarbeitet worden seien, aus denen genäht wurden: „152 Bettbezüge, 402 Bettücher, 494 Kissenbezüge, 281 Männerhemden, 409 Frauenhemden, 284 Knabenhemden, 118 Mädchenhemden, 392 Windeln, 327 Babyhemdchen, 188 Nabelbändchen“. Auch wurden Schürzen genäht, die dem Waisenhaus in Dülken gespendet wurden. Daneben waren aus Wollresten 41 Pullover und Kinderkleider, hunderte Paar Strümpfe gestrickt und 100 Pfund Wolle für Männersocken verstrickt worden. Die NS-Frauen standen am Lager des Winterhilfswerkes und gaben Sachen aus.
Da man solche vordergründig wohltätigen Aktionen propagandamäßig gut verwerten konnte, berichtete die Volksparole in einem entsprechenden Leitartikel über die NSF Dülken (siehe folgendes Bild).
Die NS Frauenschaft Dülken hat sich mit rührigem Eifer in den Dienst der Erhaltung und Gesundung der Nation gestellt. (“Volksparole” vom 26. März 1934)
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